UK entscheidet sich für den Ausstieg aus der EU

Tendring District: 69,5 % stimmen für „Leave“ 
In Biberachs Partnerregion Tendring District gab es beim Referendum besonders viele Brexit-Befürworter.  
Der Tendring District im Südosten Englands, zu dem Biberach seit 1991 städtepartnerschaftliche Beziehungen unterhält, ist seinem Ruf als besonders euroskeptische Region gerecht geworden. Beim Brexit-Referendum stimmten 69,5 Prozent für „Leave“, also für den EU-Austritt und nur 30,5 Prozent für einen Verbleib. Damit gehört der District in der Grafschaft Essex zu den Wahlbezirken mit den höchsten Anteilen an Brexit-Befürwortern. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,4 Prozent. Biberachs OB Norbert Zeidler denkt jedoch nicht, dass das die Städtepartnerschaft negativ beeinflusst: „Vielleicht werden wir künftig stärker daran arbeiten müssen, dass wir wieder näher zusammenkommen.“ Ähnlich sieht das auch Wolfgang Grimm, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Biberach: „Wir müssen unsere partnerschaftlichen Anstrengungen verstärken, das ist gerade jetzt notwendig“, sagt er. „Denn als Partnerschaftsverein bauen wir Europa von unten auf, wir tragen unseren kleinen Teil dazu bei, die Menschen näher zusammenzubringen.“ Über den Austritt ist Grimm nicht erfreut: „Ich hätte das nicht erwartet, es ist eine katastrophale Entscheidung.“ Er ist sich sicher, dass den meisten, die für „Leave“ gestimmt haben, die Konsequenzen überhaupt nicht bewusst sind. „Die Menschen wissen nicht, was es bedeutet, wenn Europa wieder gespalten ist“, sagt Grimm. Dass es im Tendring District eine so klare Sache wird, habe er allerdings „leider erwartet“. Christa Baumgärtner, Vorsitzende des Tendring Ausschusses, hat gehofft, dass die Briten sich für die EU entscheiden. „Es ist keine gute Nachricht für die Stärkung des europäischen Gedankens, den wir ja gerade durch die partnerschaftliche Arbeit vorantreiben möchten“, sagt sie. „Für die Briten könnte sich der Ausstieg politisch und wirtschaftlich langfristig nachteilig auswirken. Die restlichen EU-Staaten werden die entstandene Lücke kompensieren müssen.“ In Europa seien Tendenzen nach rechts spürbar, „das finde ich besorgniserregend“. Der Partnerschaftsverein werde weiterhin gut mit den Freunden im Tendring District zusammenarbeiten und den bisherigen Kurs ausbauen. Projekte seien bereits in Planung.