"The Last Show": So zart kann Blues klingen

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Schon beim Opener „Nobody Knows You When You’re Down And Out“, im Original von Billy Cox, zeigte sich die Stärken der drei Musiker: filigrane Arrangements, präsent und präzise, dabei doch zurückhaltend und unaufdringlich. Man könnte meinen, sie hätten ihr Programm unter das Motto „manchmal ist Weniger mehr“ gestellt. So entstand ein leichter, weicher Sound, dem man vollkommen entspannt die zwei Stunden lauschen konnte und auch gerne hätte noch länger lauschen wollen. Manch einer dürfte überrascht gewesen sein, wie zart Blues klingen kann. Was aber überhaupt nicht heißt, dass das Geschehen auf der Bühne einfach so vor sich hin plätscherte. Nein, auf der Bühne standen drei hervorragende Musiker, die sowohl als Solisten als auch im Team überzeugten.
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 Vince Brunet glänzte auf der Gitarre und mit seiner variablen Stimme. Sie klang mal klar und hell, dann wieder bluesig und rau. Beim Bob Dylan-Song „Billy“ meinte man, das näselnde Timbre käme vom Altmeister selbst. Bei dem Stück spielte Vince auf seinem Dobro, eine Resonatorgitarre, und mit dem Bottleneck erzeugte den typischen „gleitenden“ Sound, über die Alain mit seiner Düsenberg-Gitarre locker seine Soli legte.
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 Bei Robert Johnsons „“Kind Hearted Woman“ überzeugte Alain Michel mit seinem exzellenten Spiel auf der Bluesharp, das er einfühlsam über Vincents Dobro-Slides webte.
  Aus dem Hintergrund wurden die beiden Solisten von Drummer Stéphane Ranaldi grandios unterstützt, wohl einer der gefragtesten Jazz und Blues Drummer im Rhonetal. Mal treibend und kraftvoll, mal sanft und unaufdringlich, manchmal schon fast unhörbar setzte Stéphane gekonnt die richtigen Akzente.
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Obwohl hauptsächlich nordamerikanische Songs gespielt wurden, war es doch ein französischer Abend. Der Großteil der Ansagen erfolgte in französischer Sprache, was auch beim Publikum, in dem einige Gäste aus Valence und zahlreiche frankophile Oberschwaben saßen, sehr gut ankam. Auch an der Bar des Jazzclubs gab es zusätzlich einen französischen Roten im Ausschank. So durften auch französische Titel im Programm nicht fehlen. Damit begann „The Last Show“ den zweiten Set des Abends. Alain Michel steuerte dazu ein paar Eigenkompositionen bei. Der Song „Partit pour pas rester“ erzählt von einer Reise mit dem Zug, allerdings nicht mit dem besten überhaupt, dem französischen TGV, sondern einem recht alten Zug. Hier ahmte Alain beim Intro den Rhythmus des Zuges auf der Bluesharp gekonnt nach. Der Song „Quand j’ai trop le blues“ entstand, als sich Alain einmal die Frage stellte, warum er als Franzose eigentlich Blues spielt und komponiert. Da wollte er einfach mal was anderes machen und hat diesen Boogie geschrieben. „Là-bas a New Orleans“ entstand, nachdem ihm wohl bereits zum zwölften Mal die Freundin verlassen hatte, er diesen Kummer mit „think positive“ bewältigen wollte, und einen Song schreiben wollte, der dann bestimmt ein Hit wird – aber auch damit wurde es nichts…
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Es folgte ein Ausflug nach Louisiana, in die Heimat der Cajun-Musik. Normalerweise, so erzählte Alain bei seiner Einführung, beginnen die Cajun-Stücke immer mit einer Akkordeon-Einleitung. Dem Instrument, das man auch als Piano der armen Leute bezeichnet. Da es ihm aber nicht einmal für ein Akkordeon reicht, muss er diesen Part zwangsläufig mit der Bluesharp, dem Piano der Ärmsten der Armen, übernehmen. Alain Michel, der in den letzten zwanzig, fünfundzwanzig Jahren schon etliche Male mit verschiedenen Formationen in Biberach gastierte, bedankte sich herzlich beim Publikum und den Gastgebern für die Gastfreundschaft. Das Publikum war zwar beim Mitklatschen eher zurückhaltend, lauschte dafür aber umso aufmerksame dem Geschehen auf der Bühne und bedachte die drei Musiker auch mit viel und verdientem Applaus, und erklatschten sich zum Abschluss auch noch zwei Zugaben.
(hbs)
Fotos: Hans-Bernd Sick