Noàis aus Asti verzaubert Stadtgartenrondell und ist von Biberach hellauf begeistert!

Tolle Werbung für die Städtepartnerschaft war wieder einmal das Rondellkonzert mit einer Band aus der Partnerstadt. Zwar wieder aus Asti, aber hier gibt es nun mal hervorragende Verbindungen, und immer wieder tauchen neue, tolle und überraschende Bands aus der italienischen Partnerstadt auf. Mit Noàis reisten insgesamt acht Astigiani nach Biberach, für die meisten noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Wie immer waren die Gäste privat bei PV-Mitgliedern untergebracht. Dieses Mal zwar etwas eng, aber die unkomplizierten Gäste nahmen das in Kauf. In den paar Tagen entwickelten sich freundschaftliche Banden zwischen den beteiligten, und Biberach nahm bei sonnigem Sommerwetter die Gäste für sich ein. Schon beim Auftritt als Straßenmusikanten am Samstagvormittag auf dem Wochenmarkt überraschte die Gäste: die Leute blieben stehen, hörten zu und die Band wurde mit viel Applaus und einigen Spenden belohnt. Noàis verglich das mit einem ähnlichen Auftritt vor kurzem in Turin, und da schnitt Biberacher deutlich besser ab! Nach dem Auftritt im Rondell (siehe unten), der bei den Musikern richtig Eindruck hinterließ mit der der einzigarten Rondellatmosphäre und dem tollen Publikum, waren die Gäste vom Geist der Städtepartnerschaft erfüllt, und entsprechend schwer war der Abschied. Aber es gibt sicher die Gelegenheit für ein Wiedersehen! Am Sonntag dann der ersehnte Auftritt im Rondell: Einen wunderbaren musikalischen Abend im typisch italienischen Cantautore-Stil, gewürzt mit rockigen Elementen und garniert mit vielfältigen Folk-Elementen bot die aus der italienischen Partnerstadt Asti angereiste Formation Noàis. Nachdem auch das Wetter wieder bestens mitmachte, wurde das erneut vollbesetzte Rondell samt Publikum gleich beim ersten Song „Hanno uccico colapesce“ mit italienischem Flair und entspannter Urlaubsstimmung eingehüllt. Auch die vier Musiker selbst genossen den Abend im Rondell sichtlich; die einzigartige Rondellatmosphäre war auf der Bühne zu spüren und spornte die Künstler an, so Frontman Jacopo Perosino im Gespräch nach dem Konzert. Jacopo Perosino ist der intellektuelle Mittelpunkt der Gruppe, er schreibt die Texte für die Gruppe bzw. wählt sie aus. Zusammen mit dem Gitarristen Paolo Penna werden die Texte vertont und mit der Band arrangiert. Jacopo schreibt, weil es für die Möglichkeit, sich zu artikulieren, seine Meinung und Ideen kundzutun und sein Ziel ist, den inhaltsleeren und mit viel Geld- und Werbeaufwand gepushten Hits etwas entgegenzusetzen. Mit Erfolg, denn ihr Erstlingswerk, die CD „Lanterna“ erhielt beste Kritiken und wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit dem Programm tourten sie in den vergangenen Monaten erfolgreich, vorrangig durch Norditalien. Der Auftritt in Biberach war der bisher erste im Ausland und schlägt auch gleich ein neues Kapitel für die Gruppe auf, denn eine neue CD ist in Vorbereitung und damit auch ein neues Programm. Nachdem der erste Set vorwiegend aus Liedern aus der CD „Lanterna“ bestand, stellten sie dem Biberacher Publikum im zweiten Set schon mal einige Song der neuen CD vor. In diesen Liedern taucht Jacopo in die Geschichte ein, erzählt von Begebenheiten, die zwar bereits Historie sind, aber doch auch bis in die heutige Zeit wirken – oder wirken sollten und uns noch heute zum (Nach-)Denken anregen sollten. Selbst wenn die italienischen Texte nur für eine kleine Minderheit im Biberacher Publikum verstanden werden konnten, begeisterte allein schon die Musik, die Arrangements und die Bühnenpräsenz von Noàis und dafür erntete die Band viel Applaus. Jacopo Perosino glänzte als Sänger und Geschichtenerzähler, er ließ schauspielerisches Talent aufblitzen und überzeugte sowohl als Gitarrist als auch als Pianoman. Das Publikum klebte ihm förmlich an den Lippen, und er schaffte es spielend, für konzentrierte Ruhe zu sorgen, dass selbst sehr, sehr leise Passagen immer noch gut zu hören waren. An der Gitarre brillierte Paolo Penna, der mit der E-Gitarre gekonnt und wohldosiert für die rockigen Elemente sorgte, aber auch ungemein gefühlvolle Melodien seiner akustischen Gitarre oder der Bouzouki entlockte. Für das wohltemperierte Fundament sorgte am Kontrabass, bei einigen Stücken auch am E-Bass, unaufgeregt Simone Torchio. Im Hintergrund wirkte Pietro Ponzone (der in den vergangenen Jahren schon mit etlichen Formationen in Biberach zu überzeugen wusste) präzise und unaufdringlich als Schlagzeuger und Percussionist; er gab nicht nur das Tempo vor, sondern trug zudem mit seiner Spielweise zur bunten Klangvielfalt bei. Tontechniker „Piuma“ Penna sorgte dafür, dass das Ganze dem Publikum in angenehmer Form präsentiert wurde. Langanhaltender Beifall und rhythmisches Klatschen entlockte den Astigiani nach zwei Stunden kurzweiliger Darbietung noch eine Zugabe. Dafür hatte sich Noàis die Vertonung des Gedichtes „Garofani rossi -die roten Nelken“ ausgesucht, über das Jacopo bei einem Parisaufenthalt zufällig gestolpert war. Geschrieben wurde es von Louise Michel, einer Persönlichkeit der Pariser Kommune von 1871, und steht für das künstlerische Verständnis von Jacopo, aus der Vergangenheit zu lernen. Leider ließen sich die Musiker nicht zu weiteren Zugaben zu bewegen. Aber wenn man bedenkt, dass in Italien ein Konzert oftmals nur rund eine Stunde dauert, waren die Biberacher doch ganz gut bedient. Und so hinterließ dieser Abend im Rondell wieder nur zufriedene Gesichter und das tolle Gefühl, an einem besonderen, an einem magischen Abend teilhaben zu können – bei den Besuchern (teils aus über 20, 30 km Entfernung eigens zu den Rondellkonzerten angereist), den Veranstaltern vom Biberacher Musiknacht e.V. und dem unterstützenden Partnerschaftsverein und vor allem bei den Musiker, die von Biberach hellauf begeistert sind und an diesem Wochenende Städtepartnerschaft live erlebt haben.