Erinnerung an die Befreiung des Lager Lindele

Am vergangenen Donnerstag (23. April) hat sich die Befreiung Biberachs vom faschistischen Nationalsozialismus, aber auch die des Lagers Lindele zum 75sten Male gejährt. Wie in der Presse bereits berichtet wurde, konnten die geplanten Erinnerungsfeierlichkeiten wegen der Sars-CoV-2-Pandemie leider nicht stattfinden.
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Am 23. April 1945 wurden die rund 1200 Bewohner der britischen Kanalinseln – vorwiegend von Guernsey – sowie einige Juden, die im Lager Lindele interniert waren, von den französischen Truppen befreit. „Der Montag, 23. April 1945, fing hell und sonnig an. Die Hakenkreuzfahne, unter der wir fast fünf Jahre gelebt hatten, war eingeholt“, erinnert sich der damals 13-jährige Tom Remfrey an den „wunderbarsten Tag in unserem Leben“ (Zitate aus „Zeit und Heimat“, Beilage der Schwäbischen Zeitung Biberach vom 13. Juli 2006). „Friede wird für mich nie eine Taube mit Ölzweig sein oder ein Engel mit goldenen Flügeln. Mein Friede trug ein Khakihemd, einen staubigen Helm und Armeestiefel! Und er war Franzose“, schildert Marietta Moskin in ihrem Buch „Um ein Haar – Überleben im Dritten Reich“ die Befreiung, dem Buch, das 2002/2003 von Biberacher Schülern der Dollinger-Realschule und des Pestalozzi-Gymnasiums ins Deutsche übersetzte wurde und das mittlerweile bereits die 7. Auflage erreicht hat.

Die privaten Kontakte, die sich in diesen Jahren zwischen Lagerinsassen und Biberacher Bürger ergaben, führten letztlich dazu, dass Biberach seit 1997 offiziell freundschaftliche Beziehungen mit der Kanalinsel Guernsey pflegt. Obwohl es (noch) keine formale Städtepartnerschaft mit Guernsey gibt, wird die freundschaftlichen Beziehung dennoch wie eine solche gepflegt.

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Trotz der abgesagten Gedenkfeier wollte der Freundeskreis Guernsey im Verein Städte Partner Biberach e. V. den Tag nicht ganz ohne Erinnern verstreichen lassen. Mit dem in Zeiten von Sars-CoV-2 notwendigen physischen Abstand wurden von Rotraud Rebmann einige wenige Zitate sowohl aus den Erinnerungen von Tom Remfrey, als auch aus Marietta Moskins Buch „Um ein Haar“ vorgetragen. Von Helga Reiser und Claudia Zweil, den beiden Vorsitzenden des Freundeskreis Guernsey, wurde eine Blumenschale, und von den drei im Jerseyweg wohnenden Geschwister Lona, Felix und Marlene ihr gemeinsam gestalteter Gedenkstein unter der Friedenslinde vor dem ehemaligen Lager Lindele, der heutigen Hochschule der Polizei, platziert.

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Der kleine Kreis lobte die für die Gedenkfeier von Schülern der Dollinger-Realschule verfassten Texte, die erfreulicherweise in der Lokalausgabe der Schwäbischen Zeitung und Biberach kommunal veröffentlich wurden. Und sie alle hoffen, dass diese bewegenden Texte von ihren Verfassern bei anderer Gelegenheit vorgetragen werden können.

Was in Guernsey über den Liberation Day 2020 geschrieben wird, kann unter folgendem Link nachgelesen werden: https://guernseypress.com/news/2020/04/23/today-marks-75-years-since-the-liberation-of-biberach/