Bürgerreise nach Asti


Erfahrungen mit Land und Leuten im Piemont im Rahmen der Partnerschaft mit Asti zu vermitteln, stand bei der fünftägigen Busreise des Partnerschaftsvereins im Mittelpunkt. Vorbereitung und Durchführung oblagen den beiden Asti-Ausschuss-Mitgliedern Hans Braun und Dr. Dietrich Kautt, welcher als Reiseleiter den Teilnehmern vielfältige Zusammenhänge aus Geschichte, Wirtschaft und Politik, Architektur und Stadtplanung sowie über Besonderheiten entlang der Reiseroute zu vermitteln wusste.   Auf der Hinfahrt zum St.Bernardino wurde in Zillis/CH die herrliche Bilderdecke aus dem Mittelalter in der Kirche St. Martin besichtigt und deren Konzept durch Pfarrer Fliedner erläutert. In Asti angekommen wurde nach einem Empfang mit Asti Spumante in Viatosto das Hotel Palio am Rande der Altstadt bezogen.

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Die Biberacher Reisegruppe vor der Wallfahrtskirche Don Bosco
(Foto: Gerhard Xeller)


Ab dem zweiten Tag begleitete Valeria Fazio als örtliche Reiseleiterin die Biberacher Gruppe. Sie zeigte ihnen Asti, seine römischen Anfänge, gotischen Kirchen, mittelalterliche Geschlechtertürme, seine barocken Paläste und das Rathaus. Pippo Sacco führte durch das Theater und erläuterte die Geschichte der Piazza Alfieri, wo heutzutage die Pferderennen des Palio ausgetragen werden.
  Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte am dritten Tag Valeria Fazio die Gruppe als Glückspilze, weil sie – was nur sehr selten möglich ist- die ganze Alpenkette, zu deren Füßen der Piemont liegt, sehen konnten: von den Seealpen über Monviso und Gran Paradiso bis zum Monte Rossa. Bei einer Fahrt durch die weiche Landschaft des Monferrato wechselten sich Wiesen und Äcker mit Weinbergen und Wäldern ab. Die Hügel sind meist mit pittoresken Türmen, Burgen und Dörfern bekrönt, Besucht wurden die Kapelle Nazario und Celso, Kirche und Schloss in Montiglio, die Abtei in Vezzolano und die Wallfahrtskirche Don Bosco.   Am vierten Tag ging es nach Süden in die Langhe. In La Morra beeindruckt eine bella vista auf eine vollständig dem Weinbau angepasste Hügellandschaft, wo kleine Ortschaften weltberühmten Weinen ihren Namen gaben: Barbera d`Asti, Barolo und Barbaresco Unvergesslich wird den Teilnehmern eine Wanderung durch die Steillagen der Weinberge hin zu einer Weinkellerei mit anschließender Degustation bleiben. Die regionale Küche täglich in landwirtschaftlichen Aziendas kennen zu lernen, war beabsichtigter Teil des Reiseprogramms.   Nach der Besichtigung von Schloss Cavour (zum Weltkulturerbe erhoben) ging es nach Alba, seit alters her Konkurrenz-Stadt von Asti. Dort schloss eine Führung im Dom St. Lorenzo den Bummel durch die Altstadt ab. Über die Panoramastraße ging es zurück nach Marzanotto d`Asti, wo nochmals Gelegenheit war, zusammen mit den Freunden aus Asti zu feiern. Tags darauf ging es ein letztes Mal durch die Altstadt von Asti zur Besichtigung des Doms. Diese gotische Backstein-Kathedrale ist die größte in Piemont. Der Innenraum wurde im Barock verputzt und sehr zurückhaltend bemalt, dennoch entfaltet er eine großartige Wirkung.   Danach ging die Reise nach Norden in die Po-Ebene, dem größten Reisanbaugebiet Europas. In der Domäne Colombara erfuhren die Reisegruppe viel über diese Gegend, dass beispielsweise die dort seit 500 Jahren ansässigen Reisbauern schon im 19. Jahrhundert durch industriellen Reisanbau verdrängt worden sind. Die Bauten dazu sind ganz nach funktionellen Anforderungen ausgerichtet und von ausländischen Geldgebern finanziert worden. Für die Landarbeiterfamilien bedeutete dies schreckliche Arbeitsbedingungen und statt Wohnstuben blieb ihnen nur der Platz zwischen den Mistgängen im „warmen“ Kuhstall. Noch schlechter ging es Tausenden von Saisonarbeiterinnen, deren Not sich in Streikwellen entlud, die schon 1906 zur Einführung des gesetzlichen 8-Stunden-Tags in Italien geführt hat. Mit dem Gefühl, in kurzer Zeit sehr viel über das Piemont gehört, gelernt und verkostet zu haben, trat die ausgesprochen zufriedene Reisgruppe die Rückfahrt über die Alpen nach Biberach an.
(Dr. Dietrich Kautt)