Beppe Gambetta überzeugt

Beppe Gambetta überzeugt wieder einmal mit exzellenter Fingerfertigkeit und italienischem Charme Biberach (hbs) – „Wer mitmacht gewinnt: Internationale Freunde!“, dieser Slogan auf dem am CD Stand ausgelegten Flyer des Biberacher Partnerschaftsvereins trifft auch bestens auf diesen Abend im Jazzkeller zu; bestehen doch dank der Städtepartnerschaft zwischen Asti und Biberach seit mittlerweile 25 Jahren zahlreiche freundschaftliche und musikalische Bande von Beppe Gambetta nach Biberach und Umgebung. Und trotz der regelmäßigen Auftritte des Genueser Akustikgitarristen und Sängers in unserer Gegend, begeistern seine Konzerte jedes Mal aufs Neue, bekommt das Publikum doch immer einiges Unbekanntes neben Bewährtem von dem charismatischen Stahlsaitenkünstler geboten. Kein Wunder also, dass das Konzert im Jazzkeller sehr zur Freude der Organisatoren aus Partnerschaftsverein und Jazzclub quasi schon im Vorverkauf ausverkauft war. Angekündigt war das Programm „Canzoni – Italienische Lieder in Liedern“, doch stellte Beppe nach Rücksprache mit dem Publikum in der ersten Hälfte des Konzerts seine jüngste CD „The American Album“ vor. Hier hat der Maestro des Flatpickings wieder einige Stücke befreundeter Musiker, Traditionals sowie etliche Eigenkompositionen zusammen gestellt. Zu allen seinen Stücken gab Beppe, der auch ein talentierter Entertainer ist, in deutscher Sprache einleitende Sätze. So erfuhr das Publikum, dass bei dem aus Gambettas Feder stammenden „Acadian Dream“ die Geschichte der französischen Besiedelung im 17./18. Jahrhundert von Acadian, dem heutigen Nuova Scotia in Kanada, ohne Worte erzählt wird; oder beim flotten „Chipmunk“ das Treiben der flinken Streifenhörnchen im Garten von Gambettas Zweitwohnsitz in New Jersey anschaulich beschrieben. Neu im Repertoire war der romantische „Nine Years Waltz“ aus der Feder von Norman Blake, von diesem allerdings nie veröffentlich. Blake hatte es für seine Frau geschrieben, doch die Ehe zerbrach und das Stück geriet in Vergessenheit, bis Gambetta darüber stolperte und diese schöne Melodie nun mit dem Einverständnis des Autors neu interpretiert. Der zweite Teil war dann der italienischen Poesie gewidmet, wobei Beppe Gambetta in der Stücke einführte, beispielsweise einzelne Strophen aus den Liedern zitierte und die deutsche Übersetzung nachlieferte, so dass sich das Publikum ein deutlich besseres Verständnis über den Inhalt die Lieder machen konnte. Und einiges über die Verfasser erfuhren, die mit ihrer Kunst auch den Verlorenen und Außenseitern, auf die man sonst nicht achtet, eine Stimme geben wollten. Zu hören gab es u.a. Luigi Tencos „Lontano, lontano“, und mit Unterstützung des Publikums das jazzige „Vengo anch’io“ von Enzo Jannacci. Den meisten Platz räumte Gambetta dem 1999 verstorbenen Genueser Cantautore Fabrizio de André ein, aus dessen Repertoire er etlichge Songs wie „Valzer per un amore“, „La cattiva strada“ oder „Bocca di rosa“ darbot. Seine Arrangements hat Beppe Gambetta so gestaltet, dass nicht nur seine weiche Stimme gut zur Geltung kam, sondern vor allem auch seine exzellente Fingerfertigkeit auf seiner akustischen Steel String Gitarre. Mit seinem Plektrum erzeugte er Dank verschiedener Techniken mit dem Plektrum (auch „flat“ genannt), wie dem cross picking unterschiedlichste Klangbilder. Mit traumwandlerischer Sicherheit huschten seine Finger über den Gitarrenhals, mal in atemberaubender Geschwindigkeit und mitreißender Dynamik, dann wieder ungemein sanft und ruhig, Das Publikum folgte ihm dabei gebannt und aufmerksam, so dass man bei den ruhigen Passagen vermutlich die oft zitierte fallende Nadel hätte hören können. Als letztes Stück des regulären Programms spielte Beppe Gambetta „Der Wind trägt sie davon“ aus dem Programm des deutschen Felix Meyer vor, ein musikalischen Globalisierungsbeispiel: ein italienischer Gitarrist, der einige Monate im Jahr in New Jersey, USA lebt, singt ein französisches Lied in deutscher Übersetzung… Ein weiteres Beispiel über den verbindenden Charakter der Musik erlebten die Besucher, als Beppe Gambetta den in Erolzheim lebenden Dänen Jesper Rübner-Petersen, seines Zeichens einer den besten Folk-Mandolinisten Europas, bei zwei Stücken auf die Bühne holte und die beiden ohne viel Vorbereitung „Handsome Molly“ und den „East Viginia Blues“ absolut virtuos vortrugen und dafür verdienten Szenenapplaus erhielten. Erst nach mehreren Zugaben ließ das begeisterte Publikum Beppe Gambetta von der Bühne ziehen, und schon beim Hinausgehen war bei vielen die Vorfreude auf den nächsten Auftritt von Beppe Gambetta bereits förmlich zu spüren! (Fotos: Michael Schlüter)