Auch nach 35 Jahren zieht Beppe Gambetta weiterhin sein Publikum in Bann – Genueser Gitarrist begeistert mit vielfältigem Können

Viel Applaus gab es auch beim diesjährigen Auftritt des Genueser Akustik-Gitarristen Beppe Gambetta in Biberach für dessen vielfältige künstlerische Fertigkeiten. Erstmals trat der Steelstring-Maestro im gut gefüllten Großen Saal des Katholischen Gemeindezentrums St. Martin auf, und der Saal bestach durch eine sehr gute Akustik.

„Vor 35 Jahren haben wir uns zum ersten Mal in Asti getroffen, im Februar 1989 trat Beppe erstmals in Biberach, in der damaligen Kupferkanne auf. Schnell entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns, so dass wir gerne Beppe einmal im Jahr nach Biberach holen“, blickte Hans-Bernd Sick, der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Städte Partner Biberach, zurück. Er fühle sich wohl in Biberach und Oberschwaben, wo er über die Jahrzehnte etliche Freundschaften geknüpft hat, und viele Fans hat, freut Gambetta sich über den neuerlichen Auftritt hier.

Und auch im 35sten Jahr in Biberach verzückt der Genueser mit seinem Gitarrenspiel und seinen Qualitäten als Entertainer. In bestem Trapattoni-Slang führt er durch sein Programm, das sich mittlerweile größtenteils aus selbstkomponierten Stücken zusammensetzt. Seit geraumer Zeit bringt er zudem verstärkt sein Talent als Cantautore, als Liedermacher mit eigenen Texten zur Geltung. Er erzählt in „Dove Tio O Vento“ über seine Heimatstadt Genua, dieser Song wurde 2020 für den renommierten „Targhe Tenco“ als bestes Lied nominiert. Mit dem neuen Song „Sit And Pick With You“ gab er einen Vorgeschmack auf seine neue CD, die im Frühjahr erscheinen wird. In „Wise Old Man“ beschreibt er seine Begegnungen mit dreien seiner Idole – Pete Seeger, Fabrizio de André und Doc Watson. Letzterer wird als Vater des Flatpickings, dem Saiten-Picken mit dem Plektrum (im Englischen „flat“), verehrt. Er hätte in diesem Jahr seinen 100sten Geburtstag gefeiert, und so pickte Beppe Gambetta ihm zu Ehren ein Doc Watson-Medley, bei dem er seine Fingerfertigkeiten zur Höchstgeschwindigkeit hochtrieb. Mit seiner Gitarrenversion der Arie „La Vergine degli Angeli“ aus Verdis „Die Macht des Schicksals“ ehrte er den berühmten Komponisten, der sich in den Wintermonaten lieber in Genua als im kühleren Mailand aufhielt, dort auch viel komponiert hatte und ein nach seinem „Falstaff“ benannte Süßigkeit noch heute daran erinnert. Und zwischendurch trug er noch einen Abschnitt aus seinem, nun auch in Englisch vorliegendem Buch „Declarations Of Love“ (im italienischen Original „Dichiarazioni d’amore“) vor. Da in Genua Liebeserklärungen nicht mit einem Blumenstrauß verziert werden, sondern mit einem Strauß Basilikum – Genua ist schließlich die Pesto-Hauptstadt, ist Gambetta auf dem Cover entsprechend abgebildet.

Mit dieser gelungenen Mischung aus unterschiedlichsten musikalischen Genres, die Gambetta gekonnt miteinander vermengt, und all den unterhaltsamen Geschichten verging der knapp zweistündige Auftritt wie im Fluge. Erst nach den beiden Zugaben „Der Wind trägt uns davon“ und der Geschichte über „Il Bandito e il Campione“, eine wahre Begebenheit im Piemont über zwei Jugendfreunde, von denen der eine später Banken mit dem Fahrrad als Fluchtfahrzeug ausraubte, und der andere Radchampion wurde, endete ein erneut abwechslungsreicher und kurzweiliger Abend mit Beppe Gambetta.

Verfügbare Videos von Beppe auf Youtube (Englisch Textübersetzungen finden sich bei den Infos unter <Mehr Ansehen> unter dem Video): Dove Tia O Vento / Dove Tia O Vento (Live Acoustic Night) / La Musica Nostra

Text und Fotos: Hans-Bernd Sick