„Vive la Blues“ – Auftaktkonzert zu den Französischen Wochen

JOHARPO aus Valence bringen LAVA zum Kochen

Der Spagat ist reibungslos gelungen. Der Verein Städte Partner, das Lava-Team und der Jazzclub Biberach brachten das gefeierte Blues-Quartett „Joharpo“ aus der Biberacher Partnerstadt Valence auf die Bühne und dieses wiederum die Stimmung im übervollen Lava-Café zum Kochen. Dank der Förderung durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds (DFBF) konnte das Konzert bei freiem Eintritt stattfinden. Cover-Versionen berühmter Bluestitel und kreative Eigenkompositionen fügten sich im bunten Programm-Mix nahtlos aneinander und konnten gleichermaßen überzeugen. Den Programmverantwortlichen, insbesondere Hans-Bernd Sick vom StäPa ist hier ein Glücksgriff gelungen. Der Blues lebt, es lebe der Blues – Vive la Blues!

Fotos: Helmut Schönecker

Die Blueskoryphäe John Lee Hooker schien aus dem Grab auferstanden, wenn Multi-Instrumentalist und Bandchef Jo Callet ans Mikrofon trat. Neben seiner charakteristisch-erdigen Stimme blies er höchst virtuos (mit dem originalen „Fahrradlampen-Mikrofon“) die Mundharmonika – in der Branche auch „Blues-Harp“ genannt – spielte Gitarre und Banjo, mitunter sogar alles gleichzeitig. Die Breaks in der Gesangslinie füllte er mit kurzen, korrespondierenden Mundharmonikaeinlagen im Call-and-Response-Verfahren und begleitete sich dabei stilecht auf Gitarre oder Banjo. Für die virtuosen energiegeladenen Gitarrensoli zeichnete aber Seb Genty verantwortlich. Im Chicago-Sound der 1950er und 1960er Jahre lieferte er rasante Soli mit großem Einfallsreichtum und feinem Gespür, oft auch mit mehr als nur einer Prise Blues-Rock. So durfte er für seine elektrisierenden Soli meist auch mehrere 12-Takte-Schemata aneinanderhängen. Jo Callet bestimmte und dominierte jedoch unzweifelhaft das musikalische Geschehen. Er reagierte spontan auf das Publikum und änderte die Reihenfolge der Setliste nach Gusto oder Bedarf, verteilte die Soloeinlagen nach Laune und hielt ganz nebenbei damit auch seine Mitspieler davon ab, in die dumpfe Routine überkommener Schemata zu verfallen. So setzte ein ums andere Mal die überraschende Zuteilung eines Solos nach kurzem Zusammenzucken genügend Adrenalin frei um die Mitspieler am Bass (Franck Mercier) oder am Schlagzeug (Joël Dalla Vecchia) zu Höchstleistungen bei ihren Improvisationen anzuspornen. Ob die eindrucksvolle Barttracht des Bassisten den Vorbildern von ZZ Top nachempfunden war, dürfte spätestens sein eloquentes und kerniges Bassspiel, durchaus auch bluesrocktauglich, hinreichend verdeutlicht haben.

Fotos: Helmut Schönecker

Gleich drei Sets mit kurzen Pausen zum Luftholen und Nachtanken boten den Biberacher Bluesfans reichhaltige musikalische Kost. Die bekannteren Standards wie „Ain’t no sunshine“ von Bill Withers oder „Proud Mary“ von John Fogerty (Creedence Clearwater Revival) aus dem Jahr 1969, bekannter noch die Coverversion von „Ike & Tina Turner“ aus dem Jahr 1971, ließen die Wogen der Begeisterung besonders hochschlagen. Kreative Neu-Arrangements von Standards und Eigenkompositionen, besonders die poetischen Balladen der neuesten CD-Produktion ließen dabei erfreulicherweise keinerlei qualitative Unterschiede erkennen. Einmal mehr bewahrheitete sich die alte Erkenntnis, dass man den Blues nicht einfach so singen oder spielen kann, sondern dass man ihn gewissermaßen in den Genen haben muss, ihn leben muss um ihn authentisch verkörpern zu können. Und Joharpa hat den Blues, Joharpa kann Blues, Joharpa ist Blues.

Nach zwei nachdrücklich herbei geklatschten Zugaben fanden auch die mitgebrachten CD’s und LP’s ihres neuesten, vom renommierten „Blues Magazin“ hochgelobten Albums „Last Tides Of Magnolias“ den einen oder anderen Abnehmer.

Text: Dr. Helmut Schönecker

Fotos: Hans-Bernd Sick